Fernando Durão
Kunst ist Form und Farbe
Fernando Durão: Geometría Sensível, 1997
Das Quadrat ist häufig der Ausgangspunkt für die Gemälde von Fernando Durão. Dieses Bildformat gewichtet Höhe und Breite gleich stark. Der Künstler aber gliedert es so in Teilflächen, dass der Betrachter Zweifel bekommt, ob nicht doch eine Rautenform oder Rechteckselemente das eigentliche Thema des Bildes sind. Andererseits sind die malerisch durchgearbeiteten Teilflächen so nach Hell und Dunkel differenziert, dass sich kubische Volumina von der Bildfläche zum Betrachter hin zu entwickeln scheinen. Das Bild tritt optisch wie ein dreidimensionales Relief auf, bleibt aber materiell betrachtet als bemalte Leinwand vollkommen zweidimensional.
1994 schrieb Fernando Durão in seinem Vorwort zur Ponte Cultura-Ausstellung Fora do Plano - Weg von der Wand: „Brasilien - Deutschland, zwei der drei bedeutendsten Schauplätze auf der Weltbühne der visuellen Künste: Brasilien durch die Biennale von São Paulo, Deutschland durch die documenta in Kassel.“ (Fernando Durão, Vorwort zu: Fora do Plano. Weg von der Wand, SESC Pompeia, São Paulo 1994) Diese Hinweise machen deutlich, wo Fernando Durão die brasilianische Kunst im Allgemeinen und seine eigene Definition als Künstler im Besonderen positioniert.
1951 fand erstmals die Biennale von São Paulo statt, welche von Francisco (Ciccillo) Matarazzo Sobrinho gegründet wurde, um Brasilien in den Kontext der internationalen Kunstmetropolen Europas und Nordamerikas zu stellen. Es handelt sich um die zweitälteste Biennale der Welt (Venedigs Tradition geht bis 1895 zurück). Sie verknüpfte in ihrer Präsentation stets internationale und brasilianische Kunstpositionen.
Bereits bei der ersten Biennale wurde Max Bill für seine Dreigeteilte Einheit mit dem Internationalen Preis für Skulptur ausgezeichnet. Andererseits präsentierte Bill in seiner großen Ausstellung Konkrete Kunst 1960 in Zürich eine ganze Reihe von Hauptvertretern der konstruktivistischen Bewegungen Brasiliens.
1952 schrieb Waldemar Codeiro in seinem Manifest ruptura (Bruch): „Heute lässt sich das Neue ganz genau vom Alten unterscheiden; wir haben mit dem Alten gebrochen, und deshalb behaupten wir: (...) neu ist (...) der Kunst einen bestimmten Platz im Rahmen der geistigen Arbeit der Gegenwart zuzuweisen, indem man sie als ein vom Konzept abgeleitetes Mittel anerkennt, indem man sie über Meinungen stellt und indem man zu ihrer Beurteilung ein Vorwissen verlangt.“
Fernando Durão stellt sich selbst in die Tradition der konstruktiven Kunst, die sich als „übernationale“ Kunstsprache definiert. Beim „Gründungsworkshop“ von Ponte Cultura nahm er teil, aber in der Diskussion nach Inge Thiemes Vortrag stellte er von Anfang an seine eindeutige Gegenposition zur inhaltlichen Zielsetzung heraus. Ganz bewusst beteiligte er sich deshalb auch nicht an der „Feldforschung“ im Ausgrabungsgebiet. Fernando Durão ging es stets um Kunst als internationale Sprache und globales Netzwerk, unabhängig von nationalen Wurzeln.
1955 begründete Arnold Bode die documenta, um (West-)Deutschland in den Kontext der internationalen Kunstmetropolen der Moderne zurückzuführen, den unser Land wegen der nationalsozialistischen Kunstdoktrin verlassen hatte. Die Abstraktion als internationale Kunstsprache stand anfangs im Mittelpunkt der Weltkunstausstellungen in Kassel.
1997 erhob Catherine David mit ihrer documenta X erstmals den Anspruch einer globalisierten Betrachtungsweise und stellte damit die Weichen für Okwui Enwezors internationalisierte dokumenta11, die nicht nur in Kassel, sondern als vorbereitende Forschungsansätze zuvor bereits mit sogenannten Plattformen auftrat: „Demokratie als unvollendeter Prozess“ (Wien, Berlin), „Experimente mit der Wahrheit: Rechtssysteme im Wandel und die Prozesse der Wahrheitsfindung und Versöhnung“ (Neu-Delhi), „Créolité und Kreolisierung“ (St. Lucia), „Unter Belagerung: vier afrikanische Städte: Freetown, Johannesburg, Kinshasa, Lagos“ (Lagos).
Ponte Culturas Kunst und Identität-Frage spielte sich um 1990 natürlich in einem sehr viel kleineren Rahmen ab. Dennoch lassen sich Parallelen ziehen zu den später aufgeworfenen documenta-Fragen und zur inzwischen selbstverständlich gewordenen Ansicht, dass sich die Kunst der Gegenwart nicht nur in den großen internationalen Zentren (wie Paris oder New York) weiterentwickelt. Vielmehr fließen der aktuellen Kunst immer wieder neue Quellen aus der sog. „Peripherie“ zu. Das internationale Netzwerk und die unterschiedlichen nationalen Wurzeln gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Fernando Durão: Geometría Sensível, 1997
Das Quadrat ist häufig der Ausgangspunkt für die Gemälde von Fernando Durão. Dieses Bildformat gewichtet Höhe und Breite gleich stark. Der Künstler aber gliedert es so in Teilflächen, dass der Betrachter Zweifel bekommt, ob nicht doch eine Rautenform oder Rechteckselemente das eigentliche Thema des Bildes sind. Andererseits sind die malerisch durchgearbeiteten Teilflächen so nach Hell und Dunkel differenziert, dass sich kubische Volumina von der Bildfläche zum Betrachter hin zu entwickeln scheinen. Das Bild tritt optisch wie ein dreidimensionales Relief auf, bleibt aber materiell betrachtet als bemalte Leinwand vollkommen zweidimensional.
1994 schrieb Fernando Durão in seinem Vorwort zur Ponte Cultura-Ausstellung Fora do Plano - Weg von der Wand: „Brasilien - Deutschland, zwei der drei bedeutendsten Schauplätze auf der Weltbühne der visuellen Künste: Brasilien durch die Biennale von São Paulo, Deutschland durch die documenta in Kassel.“ (Fernando Durão, Vorwort zu: Fora do Plano. Weg von der Wand, SESC Pompeia, São Paulo 1994) Diese Hinweise machen deutlich, wo Fernando Durão die brasilianische Kunst im Allgemeinen und seine eigene Definition als Künstler im Besonderen positioniert.
1951 fand erstmals die Biennale von São Paulo statt, welche von Francisco (Ciccillo) Matarazzo Sobrinho gegründet wurde, um Brasilien in den Kontext der internationalen Kunstmetropolen Europas und Nordamerikas zu stellen. Es handelt sich um die zweitälteste Biennale der Welt (Venedigs Tradition geht bis 1895 zurück). Sie verknüpfte in ihrer Präsentation stets internationale und brasilianische Kunstpositionen.
Bereits bei der ersten Biennale wurde Max Bill für seine Dreigeteilte Einheit mit dem Internationalen Preis für Skulptur ausgezeichnet. Andererseits präsentierte Bill in seiner großen Ausstellung Konkrete Kunst 1960 in Zürich eine ganze Reihe von Hauptvertretern der konstruktivistischen Bewegungen Brasiliens.
1952 schrieb Waldemar Codeiro in seinem Manifest ruptura (Bruch): „Heute lässt sich das Neue ganz genau vom Alten unterscheiden; wir haben mit dem Alten gebrochen, und deshalb behaupten wir: (...) neu ist (...) der Kunst einen bestimmten Platz im Rahmen der geistigen Arbeit der Gegenwart zuzuweisen, indem man sie als ein vom Konzept abgeleitetes Mittel anerkennt, indem man sie über Meinungen stellt und indem man zu ihrer Beurteilung ein Vorwissen verlangt.“
Fernando Durão stellt sich selbst in die Tradition der konstruktiven Kunst, die sich als „übernationale“ Kunstsprache definiert. Beim „Gründungsworkshop“ von Ponte Cultura nahm er teil, aber in der Diskussion nach Inge Thiemes Vortrag stellte er von Anfang an seine eindeutige Gegenposition zur inhaltlichen Zielsetzung heraus. Ganz bewusst beteiligte er sich deshalb auch nicht an der „Feldforschung“ im Ausgrabungsgebiet. Fernando Durão ging es stets um Kunst als internationale Sprache und globales Netzwerk, unabhängig von nationalen Wurzeln.
1955 begründete Arnold Bode die documenta, um (West-)Deutschland in den Kontext der internationalen Kunstmetropolen der Moderne zurückzuführen, den unser Land wegen der nationalsozialistischen Kunstdoktrin verlassen hatte. Die Abstraktion als internationale Kunstsprache stand anfangs im Mittelpunkt der Weltkunstausstellungen in Kassel.
1997 erhob Catherine David mit ihrer documenta X erstmals den Anspruch einer globalisierten Betrachtungsweise und stellte damit die Weichen für Okwui Enwezors internationalisierte dokumenta11, die nicht nur in Kassel, sondern als vorbereitende Forschungsansätze zuvor bereits mit sogenannten Plattformen auftrat: „Demokratie als unvollendeter Prozess“ (Wien, Berlin), „Experimente mit der Wahrheit: Rechtssysteme im Wandel und die Prozesse der Wahrheitsfindung und Versöhnung“ (Neu-Delhi), „Créolité und Kreolisierung“ (St. Lucia), „Unter Belagerung: vier afrikanische Städte: Freetown, Johannesburg, Kinshasa, Lagos“ (Lagos).
Ponte Culturas Kunst und Identität-Frage spielte sich um 1990 natürlich in einem sehr viel kleineren Rahmen ab. Dennoch lassen sich Parallelen ziehen zu den später aufgeworfenen documenta-Fragen und zur inzwischen selbstverständlich gewordenen Ansicht, dass sich die Kunst der Gegenwart nicht nur in den großen internationalen Zentren (wie Paris oder New York) weiterentwickelt. Vielmehr fließen der aktuellen Kunst immer wieder neue Quellen aus der sog. „Peripherie“ zu. Das internationale Netzwerk und die unterschiedlichen nationalen Wurzeln gewinnen zunehmend an Bedeutung.