Klaus Haas
Lebendige Kunst ...in der Vitrine...
Direkt an einer der Hauptrennstrecken der Nürnberger Konsumenten, dem Weg vom Hauptbahnhof durch die Königstorpassage in Richtung Lorenzkirche, präsentierte Klaus Haas sein Manifest Lebendige Kunst in Form eines großen Tafelbildes. Als DIN A 5 Karten-Publikation ist es noch erhältlich über [email protected]
Direkt an einer der Hauptrennstrecken der Nürnberger Konsumenten, dem Weg vom Hauptbahnhof durch die Königstorpassage in Richtung Lorenzkirche, präsentierte Klaus Haas sein Manifest Lebendige Kunst in Form eines großen Tafelbildes. Als DIN A 5 Karten-Publikation ist es noch erhältlich über [email protected]
Ausstellungen
Einzelausstellungen (Auswahl):
2003
crushed, kunstraum-guenter-braunsberg, Fürth + COSMO Nürnberg
2001
psammophyt
1999
wanderbilder-aktion, Mondrian Stiftung, bUG projects, Amsterdam
1998
bild <turn> klang, Galerie voxxx, Chemnitz, mit Robert Rutmann
1997
Bild-Raum-Ort, Kunstverein Nürnberg, Albrecht Dürer Gesellschaft, Nürnberg
1994
Wandbildinstallationen, Galerie Traude Näke, Nürnberg
1991
Variable, Galerie Traude Näke, Nürnberg
Gruppenausstellungen (Auswahl):
2010
Projekt VIDEOworkCASE, Vortrag, Videokunst im öffentlichen Raum, Berlin
Willkür mit Kontrast, drei Positionen in drei Räumen, Berlin
2009
Aktion Stadt(ver)führung, Nürnberg
Ich bin Kunst - Arbeiten zum Thema Portrait
2007
Viewing Club 10, opening Dienstag 3. April, Hats/Plus, London/GB
2006
Viewing Club 6/7, London, Uxbridge Arms
forever and a day, Büro & Viewing Club, Berlin Kunststätte
Schaufensterfußball, Videoinstallation zur Blaue Nacht, Nürnberg
Viewing Club 8, Bonner Kunstverein
Film street lichting, TheOneMinutes Festival, 17. – 19.11. Ketelhuis Amsterdam/The Netherlands
2005
Blaue Nacht Rauminstallation ≈ Luftkissen ≈ Skulptur ≈ Museum für Kommunikation Nürnberg
Gastspiele, Kulturring C
seit 2001
Gastspiele, jährliche Ateliertage in Fürth (Kulturring C)
2001
frühstück, bei: KunstRaumFranken 2001, Kunsthaus Nürnberg, Videoinstallation
Aktionsprojekt neuer keller – irregulärer raum für kunst und design
Gastspiele, 8.9.2001 neuer keller 01, 9.12.2001 neuer keller 02; Kulturring C
2000
Zeit-Ausstellung, Kulturring C der Stadt Fürth, Kunst im öffentlichen Raum, Projekt FUERTHLINE
real cinema 2000, bei: Positionen + Tendenzen 2000, Institut für moderne Kunst und Kunstverein Nürnberg, Albrecht Dürer Gesellschaft
1999
allochthon, Mondrian Stiftung, bUG projects, bUG lounge, Stadhouderskade 112, Amsterdam, Videoinstallation, bUG features projekts; bUG projects, Supper Club, Amsterdam, Bilderaktion in Amsterdam
1998
Blumige Aussichten, Galerie Traude Näke, Heideck
Tischkultur, Galerie Traude Näke, Heideck, Videoinstallation
1997
spring, Galerie Traude Näke, Nürnberg, mit Peter Angermann; Stadtmuseum Erlangen
1995
Quellwasser, Leonische Drahtwerke,Nürnberg
1994
Entdeckungsreise, Kunsthaus Nürnberg
Junge Kunst aus Nürnberg, Hohenloher Kunstverein
Herbstsalon,
1992
Tendenzen, Art 7, Nürnberg, Sonderausstellung
Wie geht's Case?, LGAlerie Nürnberg
1988
Meisterschüler der Klasse Pfahler, Kunsthalle Tübingen
Dialog Kunstverein Aalen, Kunstpalast Krakau
Einzelausstellungen (Auswahl):
2003
crushed, kunstraum-guenter-braunsberg, Fürth + COSMO Nürnberg
2001
psammophyt
1999
wanderbilder-aktion, Mondrian Stiftung, bUG projects, Amsterdam
1998
bild <turn> klang, Galerie voxxx, Chemnitz, mit Robert Rutmann
1997
Bild-Raum-Ort, Kunstverein Nürnberg, Albrecht Dürer Gesellschaft, Nürnberg
1994
Wandbildinstallationen, Galerie Traude Näke, Nürnberg
1991
Variable, Galerie Traude Näke, Nürnberg
Gruppenausstellungen (Auswahl):
2010
Projekt VIDEOworkCASE, Vortrag, Videokunst im öffentlichen Raum, Berlin
Willkür mit Kontrast, drei Positionen in drei Räumen, Berlin
2009
Aktion Stadt(ver)führung, Nürnberg
Ich bin Kunst - Arbeiten zum Thema Portrait
2007
Viewing Club 10, opening Dienstag 3. April, Hats/Plus, London/GB
2006
Viewing Club 6/7, London, Uxbridge Arms
forever and a day, Büro & Viewing Club, Berlin Kunststätte
Schaufensterfußball, Videoinstallation zur Blaue Nacht, Nürnberg
Viewing Club 8, Bonner Kunstverein
Film street lichting, TheOneMinutes Festival, 17. – 19.11. Ketelhuis Amsterdam/The Netherlands
2005
Blaue Nacht Rauminstallation ≈ Luftkissen ≈ Skulptur ≈ Museum für Kommunikation Nürnberg
Gastspiele, Kulturring C
seit 2001
Gastspiele, jährliche Ateliertage in Fürth (Kulturring C)
2001
frühstück, bei: KunstRaumFranken 2001, Kunsthaus Nürnberg, Videoinstallation
Aktionsprojekt neuer keller – irregulärer raum für kunst und design
Gastspiele, 8.9.2001 neuer keller 01, 9.12.2001 neuer keller 02; Kulturring C
2000
Zeit-Ausstellung, Kulturring C der Stadt Fürth, Kunst im öffentlichen Raum, Projekt FUERTHLINE
real cinema 2000, bei: Positionen + Tendenzen 2000, Institut für moderne Kunst und Kunstverein Nürnberg, Albrecht Dürer Gesellschaft
1999
allochthon, Mondrian Stiftung, bUG projects, bUG lounge, Stadhouderskade 112, Amsterdam, Videoinstallation, bUG features projekts; bUG projects, Supper Club, Amsterdam, Bilderaktion in Amsterdam
1998
Blumige Aussichten, Galerie Traude Näke, Heideck
Tischkultur, Galerie Traude Näke, Heideck, Videoinstallation
1997
spring, Galerie Traude Näke, Nürnberg, mit Peter Angermann; Stadtmuseum Erlangen
1995
Quellwasser, Leonische Drahtwerke,Nürnberg
1994
Entdeckungsreise, Kunsthaus Nürnberg
Junge Kunst aus Nürnberg, Hohenloher Kunstverein
Herbstsalon,
1992
Tendenzen, Art 7, Nürnberg, Sonderausstellung
Wie geht's Case?, LGAlerie Nürnberg
1988
Meisterschüler der Klasse Pfahler, Kunsthalle Tübingen
Dialog Kunstverein Aalen, Kunstpalast Krakau
Texte
Günter Braunsberg: Klaus Haas. life-art-mix, Internetpublikation
life-art-mix Klaus Haas ist ein Künstler, der Kunst und Leben in ganz eigener Weise verbindet. Als er 1985 an die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg kam, hatte er schon etwas mehr Leben „absolviert“, als dies bei Studienanfängern normalerweise der Fall ist. Vielleicht konzentrierte er sich gerade deshalb in seinen frühen Arbeiten auf das systematische Hinterfragen dessen, was ein Bild ausmacht. Sein damaliger Akademieprofessor Karl Georg Pfahler setzte als deutscher Hauptvertreter der Hard-Edge-Malerei scharf abgegrenzte, homogene Farbfelder innerhalb des Bildformates so zueinander in Bezug, dass das Bild als Flächensystem eine ganz eigene Autonomie erlangte. Das Bild als Flächensystem bildete auch für seinen Meisterschüler Klaus Haas den Ausgangspunkt. Aber schon sehr früh begann er die auf sich selbst beschränkte Fläche zu verlassen. Er gestaltete nicht mehr innerhalb einer Leinwand, sondern eroberte mit zahlreichen, einheitlich gefärbten, aber unterschiedlich großen Leinwänden den Raum, indem er seine Bild-Systeme über die Wände ausbreitete. Klaus Haas ist aber nicht nur ein „Systematiker der Bild-Idee“ in formaler Hinsicht. Immer wieder bilden direkt aus seiner Lebenswelt gegriffene Inhalte den Ausgangspunkt und Kern seiner künstlerischen Arbeiten. Dabei spinnt er häufig alltägliche Erfahrungen zu erzählerisch ausgebreiteten Geschichten weiter.
Ein Musterbeispiel hierfür war „Frühstück“. Bei der Erstpräsentation befand sich in einem abgedunkelten Raum der Nürnberger Galerie Traude Näke ein Tisch, auf dem Käse und andere leckere Sachen zum Frühstück arrangiert waren. Mäuse krabbelten darüber und knabberten mal hier und mal da. Erst auf den zweiten Blick erkannte der Betrachter, dass Mahl und Mäuse keineswegs real vorhanden waren. Er war einer Illusion aufgesessen, denn die ganze Geschichte wurde als Film von oben auf die weiße Tischdecke projiziert. Typisch für den Künstler war dabei, dass er offensichtlich nach einem ganz alltäglichen Frühstück das Arrangement der restlichen Speisen auf dem Tisch wahrgenommen hatte und sich in der Phantasie die Mäuse dazu gesellten, die schließlich in der realisierten Film-Performance tatsächlich als „Schauspieler“ agierten. Typisch wohl auch für Klaus Haas, dass die Mäuse, die er für seine künstlerische Arbeit gekauft hatte, über Monate seinen eigenen privaten Lebensraum mit ihm teilten (auch wenn sie meist ihren Käfig nicht verließen).
Filmfiktion und momentan existente Wirklichkeit verschränkten sich auch im „Real-Cinema 2000“ auf ungewohnte Art und Weise. Mitten in der Nürnberger Fußgängerzone stand eine große schwarze containerartige Box, deren offene Tür zum Eintreten einlud. Der dunkle Innenraum war kinoartig gestaltet mit Sitzhockern und einem vorgegebenen Blick auf eine bestimmte Wand, die wie die Projektionswand eines Kinos proportioniert war. Aber, da die ganze Projektionswand in Wirklichkeit eine große Glasscheibe war, sah man keinen auf die Wand projizierten Film, sondern das jetzt und hier ablaufende Geschehen in der Fußgängerzone. Setzte man sich hin und sah man einige Zeit zu, so fiel auf, dass man tatsächlich den Blick eines Kinobesuchers bekam. Die ohne Zwischenmedium direkt gezeigte Außenwelt wurde durch die Inszenierung sehr viel bewusster wahrgenommen, als dies im Alltag der Fall ist. Sie trat nicht mehr als Alltagsrealität, sondern wie ein Film auf.
Filmwelt und Realwelt verschränkten sich bei „Schaufensterfußball“ in ganz anderer Art und Weise. Im Fußballweltmeisterschaftssommer 2006 hörten und sahen die Passanten, welche in der „Blauen (Ball-)Nacht“ am Schaufenster von Galeria Kaufhof vorbeikamen, wie von innen ein Fußball mit voller Wucht gegen die Scheibe geschossen wurde und deren Scherben klirrend zu Boden fielen. Aber alles war nur „schöner“ Schein – ein ständig wiederholter von innen an die Scheibenfläche projizierter Film. Nichtsdestotrotz löste die „äußerlich“ in schlichter Form vorgetragene Geschichte „innere“ Erinnerungsbilder an die kaputtgeschossenen Fensterscheiben längst vergangener Kindertage aus.
Der „Systematiker der Bild-Idee“ wurde zwar von der breiteren Öffentlichkeit in den letzten Jahren vor allem aufgrund seiner spektakulären performancehaften Installationen wahrgenommen, aber natürlich setzte er auch seine Auseinandersetzung mit der Tradition des klassischen Tafelbildes fort. Die Idee des Bildes als gestaltete Fläche blieb für Klaus Haas immer relevant.
Eine sehr spezielle Werkgruppe entwickelte er dabei aus „vorgefundenen“ Bildern. In türkischen Läden und Restaurants trifft man häufig auf Wasserfall-Fotos in Form von Leuchtkästen, deren indirektes Licht durch spezielle Apparaturen zu Licht-Schatten-Bewegungen genutzt wird um den Illusionismus des herabstürzenden und fliesenden Wassers besonders hervorzuheben. Gleichzeitig abgespultes Vogelgezwitscher unterstreicht die Naturerinnerung. Klaus Haas erkannte das gestalterische Potential dieser „ready mades“, die geradezu auf seinen künstlerischen Eingriff warteten. Er entfernte lediglich das Wasserfall-Foto und ersetzte es durch eigenen Bildfindungen in Form von Collagen aus Internet-Motiven. Vom ursprünglichen Bild-Objekt blieb fast alles erhalten: der breite Spiegel-Rahmen, das Vogelgezwitscher und die durch das jeweilige Bildmotiv hindurch wirkende Bewegung der Licht-Schatten-Effekte. All dies sicherte dieser Werkgruppe eine ganz spezielle Leichtigkeit und Lebendigkeit.
Internet-Motive bestimmen mehr und mehr die Bild-Welten von Klaus Haas. Er collagiert dabei Abbildungen, die aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen gerissen sein können zu neuen Einheiten. Ein Musterbeispiel stellt die derzeit vom Viewing Club gezeigte Arbeit dar. Hier wird eine Fülle ursprünglich heterogener Bildzitate (wie die Abbildung einer vogelkastenartigen Artschwager-Arbeit einerseits und andererseits die systematische Unterteilung eines großen Dreiecks in eine immer größer werdende Anzahl kleiner Dreiecke) zu einer neuen Bildeinheit zusammengeschlossen, welche letztendlich die Flächen-Raum-Frage der Malerei-Tradition aufgreift und mit neuer Aktualität problematisiert.
Anhand der wenigen hier genannten Beispiele wird deutlich, dass Klaus Haas in Bildern, Objekten, Installationen und Performances das künstlerische Potential unserer „Realität“ aufspürt, umformt und sichtbar macht. Vor einiger Zeit nannte er ein Ausstellungsprojekt „crushed“ – und spielte dabei auf die Gemeinsamkeiten von Barkeeper und Künstler an. Ersterer schüttet unterschiedlichste Ingredienzien in seinen Shaker und mixt daraus einen neuen Drink, dessen einzigartigen Charakter wir deshalb schätzen, weil er nicht nur die Summe der Einzelbestandteile ist. Ähnlich verhält es sich mit den Arbeiten von Klaus Haas. Bildfetzen, Raum- und Handlungsideen aus Kunst-, Alltags- und Internet-Welt, die sich in seinem Kopf festgehakt haben, mischt und vereinheitlicht er zu neuen in sich schlüssigen Bildern und Ereignissen. Andersherum betrachtet werden Kunst und Künstlichkeit als Bestandteile unserer Realität entlarvt.
Günter Braunsberg: Klaus Haas. life-art-mix, Internetpublikation
life-art-mix Klaus Haas ist ein Künstler, der Kunst und Leben in ganz eigener Weise verbindet. Als er 1985 an die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg kam, hatte er schon etwas mehr Leben „absolviert“, als dies bei Studienanfängern normalerweise der Fall ist. Vielleicht konzentrierte er sich gerade deshalb in seinen frühen Arbeiten auf das systematische Hinterfragen dessen, was ein Bild ausmacht. Sein damaliger Akademieprofessor Karl Georg Pfahler setzte als deutscher Hauptvertreter der Hard-Edge-Malerei scharf abgegrenzte, homogene Farbfelder innerhalb des Bildformates so zueinander in Bezug, dass das Bild als Flächensystem eine ganz eigene Autonomie erlangte. Das Bild als Flächensystem bildete auch für seinen Meisterschüler Klaus Haas den Ausgangspunkt. Aber schon sehr früh begann er die auf sich selbst beschränkte Fläche zu verlassen. Er gestaltete nicht mehr innerhalb einer Leinwand, sondern eroberte mit zahlreichen, einheitlich gefärbten, aber unterschiedlich großen Leinwänden den Raum, indem er seine Bild-Systeme über die Wände ausbreitete. Klaus Haas ist aber nicht nur ein „Systematiker der Bild-Idee“ in formaler Hinsicht. Immer wieder bilden direkt aus seiner Lebenswelt gegriffene Inhalte den Ausgangspunkt und Kern seiner künstlerischen Arbeiten. Dabei spinnt er häufig alltägliche Erfahrungen zu erzählerisch ausgebreiteten Geschichten weiter.
Ein Musterbeispiel hierfür war „Frühstück“. Bei der Erstpräsentation befand sich in einem abgedunkelten Raum der Nürnberger Galerie Traude Näke ein Tisch, auf dem Käse und andere leckere Sachen zum Frühstück arrangiert waren. Mäuse krabbelten darüber und knabberten mal hier und mal da. Erst auf den zweiten Blick erkannte der Betrachter, dass Mahl und Mäuse keineswegs real vorhanden waren. Er war einer Illusion aufgesessen, denn die ganze Geschichte wurde als Film von oben auf die weiße Tischdecke projiziert. Typisch für den Künstler war dabei, dass er offensichtlich nach einem ganz alltäglichen Frühstück das Arrangement der restlichen Speisen auf dem Tisch wahrgenommen hatte und sich in der Phantasie die Mäuse dazu gesellten, die schließlich in der realisierten Film-Performance tatsächlich als „Schauspieler“ agierten. Typisch wohl auch für Klaus Haas, dass die Mäuse, die er für seine künstlerische Arbeit gekauft hatte, über Monate seinen eigenen privaten Lebensraum mit ihm teilten (auch wenn sie meist ihren Käfig nicht verließen).
Filmfiktion und momentan existente Wirklichkeit verschränkten sich auch im „Real-Cinema 2000“ auf ungewohnte Art und Weise. Mitten in der Nürnberger Fußgängerzone stand eine große schwarze containerartige Box, deren offene Tür zum Eintreten einlud. Der dunkle Innenraum war kinoartig gestaltet mit Sitzhockern und einem vorgegebenen Blick auf eine bestimmte Wand, die wie die Projektionswand eines Kinos proportioniert war. Aber, da die ganze Projektionswand in Wirklichkeit eine große Glasscheibe war, sah man keinen auf die Wand projizierten Film, sondern das jetzt und hier ablaufende Geschehen in der Fußgängerzone. Setzte man sich hin und sah man einige Zeit zu, so fiel auf, dass man tatsächlich den Blick eines Kinobesuchers bekam. Die ohne Zwischenmedium direkt gezeigte Außenwelt wurde durch die Inszenierung sehr viel bewusster wahrgenommen, als dies im Alltag der Fall ist. Sie trat nicht mehr als Alltagsrealität, sondern wie ein Film auf.
Filmwelt und Realwelt verschränkten sich bei „Schaufensterfußball“ in ganz anderer Art und Weise. Im Fußballweltmeisterschaftssommer 2006 hörten und sahen die Passanten, welche in der „Blauen (Ball-)Nacht“ am Schaufenster von Galeria Kaufhof vorbeikamen, wie von innen ein Fußball mit voller Wucht gegen die Scheibe geschossen wurde und deren Scherben klirrend zu Boden fielen. Aber alles war nur „schöner“ Schein – ein ständig wiederholter von innen an die Scheibenfläche projizierter Film. Nichtsdestotrotz löste die „äußerlich“ in schlichter Form vorgetragene Geschichte „innere“ Erinnerungsbilder an die kaputtgeschossenen Fensterscheiben längst vergangener Kindertage aus.
Der „Systematiker der Bild-Idee“ wurde zwar von der breiteren Öffentlichkeit in den letzten Jahren vor allem aufgrund seiner spektakulären performancehaften Installationen wahrgenommen, aber natürlich setzte er auch seine Auseinandersetzung mit der Tradition des klassischen Tafelbildes fort. Die Idee des Bildes als gestaltete Fläche blieb für Klaus Haas immer relevant.
Eine sehr spezielle Werkgruppe entwickelte er dabei aus „vorgefundenen“ Bildern. In türkischen Läden und Restaurants trifft man häufig auf Wasserfall-Fotos in Form von Leuchtkästen, deren indirektes Licht durch spezielle Apparaturen zu Licht-Schatten-Bewegungen genutzt wird um den Illusionismus des herabstürzenden und fliesenden Wassers besonders hervorzuheben. Gleichzeitig abgespultes Vogelgezwitscher unterstreicht die Naturerinnerung. Klaus Haas erkannte das gestalterische Potential dieser „ready mades“, die geradezu auf seinen künstlerischen Eingriff warteten. Er entfernte lediglich das Wasserfall-Foto und ersetzte es durch eigenen Bildfindungen in Form von Collagen aus Internet-Motiven. Vom ursprünglichen Bild-Objekt blieb fast alles erhalten: der breite Spiegel-Rahmen, das Vogelgezwitscher und die durch das jeweilige Bildmotiv hindurch wirkende Bewegung der Licht-Schatten-Effekte. All dies sicherte dieser Werkgruppe eine ganz spezielle Leichtigkeit und Lebendigkeit.
Internet-Motive bestimmen mehr und mehr die Bild-Welten von Klaus Haas. Er collagiert dabei Abbildungen, die aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen gerissen sein können zu neuen Einheiten. Ein Musterbeispiel stellt die derzeit vom Viewing Club gezeigte Arbeit dar. Hier wird eine Fülle ursprünglich heterogener Bildzitate (wie die Abbildung einer vogelkastenartigen Artschwager-Arbeit einerseits und andererseits die systematische Unterteilung eines großen Dreiecks in eine immer größer werdende Anzahl kleiner Dreiecke) zu einer neuen Bildeinheit zusammengeschlossen, welche letztendlich die Flächen-Raum-Frage der Malerei-Tradition aufgreift und mit neuer Aktualität problematisiert.
Anhand der wenigen hier genannten Beispiele wird deutlich, dass Klaus Haas in Bildern, Objekten, Installationen und Performances das künstlerische Potential unserer „Realität“ aufspürt, umformt und sichtbar macht. Vor einiger Zeit nannte er ein Ausstellungsprojekt „crushed“ – und spielte dabei auf die Gemeinsamkeiten von Barkeeper und Künstler an. Ersterer schüttet unterschiedlichste Ingredienzien in seinen Shaker und mixt daraus einen neuen Drink, dessen einzigartigen Charakter wir deshalb schätzen, weil er nicht nur die Summe der Einzelbestandteile ist. Ähnlich verhält es sich mit den Arbeiten von Klaus Haas. Bildfetzen, Raum- und Handlungsideen aus Kunst-, Alltags- und Internet-Welt, die sich in seinem Kopf festgehakt haben, mischt und vereinheitlicht er zu neuen in sich schlüssigen Bildern und Ereignissen. Andersherum betrachtet werden Kunst und Künstlichkeit als Bestandteile unserer Realität entlarvt.
Günter Braunsberg: Klaus Haas: Crushed, kunstraum-guenter-braunsberg, Fürth 2003
Pressetext:
Klaus Haas, der Systematiker der Bild-Idee, widmete sich in den letzten Jahren verstärkt der analytischen Auseinandersetzung mit der Bedeutung von "Bild" im heutigen Kontext der medienorientierten Welt. In seiner aktuellen Ausstellung im kunstraum-guenter-braunsberg zeigt er drei Werkgruppen in drei Räumen
Günter Braunsberg: Klaus Haas: Crushed, kunstraum-guenter-braunsberg, Fürth 2003
Pressetext:
Klaus Haas, der Systematiker der Bild-Idee, widmete sich in den letzten Jahren verstärkt der analytischen Auseinandersetzung mit der Bedeutung von "Bild" im heutigen Kontext der medienorientierten Welt. In seiner aktuellen Ausstellung im kunstraum-guenter-braunsberg zeigt er drei Werkgruppen in drei Räumen.
Als erstes umfängt den Betrachter eine Installation mit hunderten kleinen Bildtafeln, welche die Wände vom Boden bis zur Decke ausfüllen und je nach Betrachterstandpunkt ihre Erscheinung verändern: Ist es immer das gleiche Bild? Sind es unterschiedliche Variationen eines Themas? Je nach Blickwinkel geben die Bildtafeln unterschiedliche Bild-Konfigurationen frei In der Technik trivialer "Kippbildchen" hat der Künstler ein Foto einer Spielothek, Computer-"Malereien" und eine Internetabbildung von Militärflugzeugen ineinander "collagiert". Mehrere Bilder sind gleichzeitig vorhanden. Sie überlagern sich oder verdrängen sich. Ihre Anzahl überflutet den Betrachter.
Im zweiten Raum konzentriert sich der Künstler auf den Fußboden, Eine "Insel" aus zerkleinertem Recycling-Kunststoff wird zum Tummelplatz dreidimensionaler Comic-Frauen unter künstlichen Pflanzen. Im umgebenden "Wasser" rollt der Betrachter sobald er unaufmerksam läuft auf bunten Murmeln dahin. Die umschließenden Wände gestalten Aquariumskulissen, die als Sockelzone den Raum begrenzen. Auch in diesem zweiten Ausstellungsraum geht es um die Durchdringung von "high" und "low", von Kunst und Trivialität, um die alltägliche Überflutung durch Bilderwelten, die sich beim Künstler zum Beispiel in dieser Form einer Rauminszenierung niederschlagen können und beim Betrachter zu einer neuen Folie für die Diskussion über Bildwelten werden.
Im dritten Ausstellungsraum hängen die veränderten "ready mades", die Klaus Haas aus den Wasserfall-Bildern türkischer Läden entwickelte. Unverändert blieb jeweils der Spiegelrahmen, die lampenartige Beleuchtung mit ihren Bewegungseffekten, das eingespielte Vogelgezwitscher aber der ursprünglich abgebildete Wasserfall wurde durch andere Bilder ersetzt, die wiederum Bildkonfigurationen aus Internet-Extrakten sind: Abbildungen aus Wissenschaft, Technik und Werbung wurden so zu neuen Bildern im Kunst-Kontext.
Die Ausstellung trägt den Titel "crushed", weil wie im Shaker des Barkeepers unterschiedlichstes Ausgangsmaterial »zerstoßen« und durch Mixen zu Neuem verbunden wird. Alltagswelt und Kunstwelt verzahnen sich in Bildobjekten und Bildräumen. Kunst und Künstlichkeit werden als Bestandteile unserer "Realität" entlarvt.
Als erstes umfängt den Betrachter eine Installation mit hunderten kleinen Bildtafeln, welche die Wände vom Boden bis zur Decke ausfüllen und je nach Betrachterstandpunkt ihre Erscheinung verändern: Ist es immer das gleiche Bild? Sind es unterschiedliche Variationen eines Themas? Je nach Blickwinkel geben die Bildtafeln unterschiedliche Bild-Konfigurationen frei In der Technik trivialer "Kippbildchen" hat der Künstler ein Foto einer Spielothek, Computer-"Malereien" und eine Internetabbildung von Militärflugzeugen ineinander "collagiert". Mehrere Bilder sind gleichzeitig vorhanden. Sie überlagern sich oder verdrängen sich. Ihre Anzahl überflutet den Betrachter.
Im zweiten Raum konzentriert sich der Künstler auf den Fußboden, Eine "Insel" aus zerkleinertem Recycling-Kunststoff wird zum Tummelplatz dreidimensionaler Comic-Frauen unter künstlichen Pflanzen. Im umgebenden "Wasser" rollt der Betrachter sobald er unaufmerksam läuft auf bunten Murmeln dahin. Die umschließenden Wände gestalten Aquariumskulissen, die als Sockelzone den Raum begrenzen. Auch in diesem zweiten Ausstellungsraum geht es um die Durchdringung von "high" und "low", von Kunst und Trivialität, um die alltägliche Überflutung durch Bilderwelten, die sich beim Künstler zum Beispiel in dieser Form einer Rauminszenierung niederschlagen können und beim Betrachter zu einer neuen Folie für die Diskussion über Bildwelten werden.
Im dritten Ausstellungsraum hängen die veränderten "ready mades", die Klaus Haas aus den Wasserfall-Bildern türkischer Läden entwickelte. Unverändert blieb jeweils der Spiegelrahmen, die lampenartige Beleuchtung mit ihren Bewegungseffekten, das eingespielte Vogelgezwitscher aber der ursprünglich abgebildete Wasserfall wurde durch andere Bilder ersetzt, die wiederum Bildkonfigurationen aus Internet-Extrakten sind: Abbildungen aus Wissenschaft, Technik und Werbung wurden so zu neuen Bildern im Kunst-Kontext.
Die Ausstellung trägt den Titel "crushed", weil wie im Shaker des Barkeepers unterschiedlichstes Ausgangsmaterial »zerstoßen« und durch Mixen zu Neuem verbunden wird. Alltagswelt und Kunstwelt verzahnen sich in Bildobjekten und Bildräumen. Kunst und Künstlichkeit werden als Bestandteile unserer "Realität" entlarvt.
Pressetext:
Klaus Haas, der Systematiker der Bild-Idee, widmete sich in den letzten Jahren verstärkt der analytischen Auseinandersetzung mit der Bedeutung von "Bild" im heutigen Kontext der medienorientierten Welt. In seiner aktuellen Ausstellung im kunstraum-guenter-braunsberg zeigt er drei Werkgruppen in drei Räumen
Günter Braunsberg: Klaus Haas: Crushed, kunstraum-guenter-braunsberg, Fürth 2003
Pressetext:
Klaus Haas, der Systematiker der Bild-Idee, widmete sich in den letzten Jahren verstärkt der analytischen Auseinandersetzung mit der Bedeutung von "Bild" im heutigen Kontext der medienorientierten Welt. In seiner aktuellen Ausstellung im kunstraum-guenter-braunsberg zeigt er drei Werkgruppen in drei Räumen.
Als erstes umfängt den Betrachter eine Installation mit hunderten kleinen Bildtafeln, welche die Wände vom Boden bis zur Decke ausfüllen und je nach Betrachterstandpunkt ihre Erscheinung verändern: Ist es immer das gleiche Bild? Sind es unterschiedliche Variationen eines Themas? Je nach Blickwinkel geben die Bildtafeln unterschiedliche Bild-Konfigurationen frei In der Technik trivialer "Kippbildchen" hat der Künstler ein Foto einer Spielothek, Computer-"Malereien" und eine Internetabbildung von Militärflugzeugen ineinander "collagiert". Mehrere Bilder sind gleichzeitig vorhanden. Sie überlagern sich oder verdrängen sich. Ihre Anzahl überflutet den Betrachter.
Im zweiten Raum konzentriert sich der Künstler auf den Fußboden, Eine "Insel" aus zerkleinertem Recycling-Kunststoff wird zum Tummelplatz dreidimensionaler Comic-Frauen unter künstlichen Pflanzen. Im umgebenden "Wasser" rollt der Betrachter sobald er unaufmerksam läuft auf bunten Murmeln dahin. Die umschließenden Wände gestalten Aquariumskulissen, die als Sockelzone den Raum begrenzen. Auch in diesem zweiten Ausstellungsraum geht es um die Durchdringung von "high" und "low", von Kunst und Trivialität, um die alltägliche Überflutung durch Bilderwelten, die sich beim Künstler zum Beispiel in dieser Form einer Rauminszenierung niederschlagen können und beim Betrachter zu einer neuen Folie für die Diskussion über Bildwelten werden.
Im dritten Ausstellungsraum hängen die veränderten "ready mades", die Klaus Haas aus den Wasserfall-Bildern türkischer Läden entwickelte. Unverändert blieb jeweils der Spiegelrahmen, die lampenartige Beleuchtung mit ihren Bewegungseffekten, das eingespielte Vogelgezwitscher aber der ursprünglich abgebildete Wasserfall wurde durch andere Bilder ersetzt, die wiederum Bildkonfigurationen aus Internet-Extrakten sind: Abbildungen aus Wissenschaft, Technik und Werbung wurden so zu neuen Bildern im Kunst-Kontext.
Die Ausstellung trägt den Titel "crushed", weil wie im Shaker des Barkeepers unterschiedlichstes Ausgangsmaterial »zerstoßen« und durch Mixen zu Neuem verbunden wird. Alltagswelt und Kunstwelt verzahnen sich in Bildobjekten und Bildräumen. Kunst und Künstlichkeit werden als Bestandteile unserer "Realität" entlarvt.
Als erstes umfängt den Betrachter eine Installation mit hunderten kleinen Bildtafeln, welche die Wände vom Boden bis zur Decke ausfüllen und je nach Betrachterstandpunkt ihre Erscheinung verändern: Ist es immer das gleiche Bild? Sind es unterschiedliche Variationen eines Themas? Je nach Blickwinkel geben die Bildtafeln unterschiedliche Bild-Konfigurationen frei In der Technik trivialer "Kippbildchen" hat der Künstler ein Foto einer Spielothek, Computer-"Malereien" und eine Internetabbildung von Militärflugzeugen ineinander "collagiert". Mehrere Bilder sind gleichzeitig vorhanden. Sie überlagern sich oder verdrängen sich. Ihre Anzahl überflutet den Betrachter.
Im zweiten Raum konzentriert sich der Künstler auf den Fußboden, Eine "Insel" aus zerkleinertem Recycling-Kunststoff wird zum Tummelplatz dreidimensionaler Comic-Frauen unter künstlichen Pflanzen. Im umgebenden "Wasser" rollt der Betrachter sobald er unaufmerksam läuft auf bunten Murmeln dahin. Die umschließenden Wände gestalten Aquariumskulissen, die als Sockelzone den Raum begrenzen. Auch in diesem zweiten Ausstellungsraum geht es um die Durchdringung von "high" und "low", von Kunst und Trivialität, um die alltägliche Überflutung durch Bilderwelten, die sich beim Künstler zum Beispiel in dieser Form einer Rauminszenierung niederschlagen können und beim Betrachter zu einer neuen Folie für die Diskussion über Bildwelten werden.
Im dritten Ausstellungsraum hängen die veränderten "ready mades", die Klaus Haas aus den Wasserfall-Bildern türkischer Läden entwickelte. Unverändert blieb jeweils der Spiegelrahmen, die lampenartige Beleuchtung mit ihren Bewegungseffekten, das eingespielte Vogelgezwitscher aber der ursprünglich abgebildete Wasserfall wurde durch andere Bilder ersetzt, die wiederum Bildkonfigurationen aus Internet-Extrakten sind: Abbildungen aus Wissenschaft, Technik und Werbung wurden so zu neuen Bildern im Kunst-Kontext.
Die Ausstellung trägt den Titel "crushed", weil wie im Shaker des Barkeepers unterschiedlichstes Ausgangsmaterial »zerstoßen« und durch Mixen zu Neuem verbunden wird. Alltagswelt und Kunstwelt verzahnen sich in Bildobjekten und Bildräumen. Kunst und Künstlichkeit werden als Bestandteile unserer "Realität" entlarvt.
Max Lind: Plastisches Flimmern, in: Fürther Nachrichten, 13. 8. 2003
Plastisches Flimmern Aufregender als Nümbergs Hasen: Klaus Haas' Arbeiten bei Braunsberg
So, in unserer Nachbarstadt weit draußen im Osten tummeln sich 7000 Hasen auf dem Hauptmarkt? Im ersten Raum der Ausstellung "Crushed" in Fürth hängen 393 gleichartige Bilder von Klaus Haas, und die sind allemal spannender anzusehen. Denn diese quadratischen Bildchen sind zwar allesamt Serienprodukte und absolut gleichartig. Und doch sind sie es nicht; denn es sind plastische Flimmerbilder. Mehrere Folien liegen übereinander. Je nach Einfallswinkel und Lichtverhältnis entdeckt das Auge eine jeweils andere optische Schicht. Den Metamorphose-Effekt kann der Kinogänger zur Zeit am Werbeplakat für "Terminator 3" ausprobieren: Mal stiert uns Arnold Schwarzenegger an, mal die in jeder Hinsicht ansehnlichere Kristanna Loken, mal ein Roboterschädel.
Sieben Schichten
Haas aber, einer der profiliertesten Künstler im Großraum und einstiger Pfahler-Meisterschüler an der Akademie in Nürnberg, kombiniert in seinen Quadraten gleich sieben optische Schichten miteinander. Mal glaubt der Betrachter eine nächtliche Spielhölle zu erkennen, dann wieder irritieren ihn gelbe Farbstreifen und blaue Röhren, und auf einmal zieht ein flugzeugartiges Vehikel durchs Bild.
Warum aber kombiniert Haas so viele Schichten übereinander? Letztlich verhindert die Überzahl der optischen Angebote ein klares Erkennen, eine Auswahl. Dies aber, erklärt der Künstler, sei Absicht: Er "sampelt" optische Angebote und stellt sie so zusammen, dass sie sich gegenseitig behindern, nein verhindern.
So also schaut das Paradies aus?! Den ganzen Horizont vom Boden bis zur Kniehöhe füllt das 360-Grad-Panorama einer Unterwasserwelt. Sand, Wasserpflanzen, Steine und Algen. Bestimmte Einzelheiten kehren immer wieder, und schließlich merkt der Betrachter: Dies ist kein echtes Panorama, sondern die Serie eines Unterwasserbildes in ständiger Wiederholung. Bloß: Wo ist der Anfang, wo das Ende dieses Wasserwaldes? Auf dem Boden jenes Raumes rollen Murmeln und Schussern herum; doch in der Mitte erhebt sich eine lang gestreckte Insel. Ihr Strand leuchtet Weißer als Schnee, knallrote Bälle senden Leuchtsignale aus; lasziv wuchert der Farn, tropische Pflanzen öffnen ihre Blütenkelche, und im Unterholz räkeln sich en miniature wohlgeformte weibliche Exemplare der Spezies Homo sapiens sapiens.
Aber ach, es ist alles künstlich: Die Unterwasserwelt entpuppt sich als Tapete, mit der Fischfreunde die Rückwand ihrer Aquarien auskleiden, um Raumtiefe zu suggerieren. Der Sand der Insel besteht aus Kunststoffgranulat, die knallroten Bälle dienen Katzen zur Belustigung; die Pflanzen sind samt und sonders künstlich, und die Nackedeis eintstammen einem Comic-Shop, wo Fans der holden Weiblichkeit in Gestalt von Kunststoffartikeln frönen.
Ja. es ist alles künstlich, was Klaus Haas da zusammenkarrt. Aber in seiner geballten Künstlichkeit und Grellfarbigkeit so überwältigend, dass es beinahe wie eine Fata Morgana wirkt. Sicher, wer im Raum steht und quasi aus der Herrgottsperspektive herabblickt, kommt erst einmal ins Schmunzeln. Wer aber nicht davor zurückschreckt, sich bäuchlings auf den Boden zu legen und die Perspektive eines halb verdurstenden Schiffbrüchigen einzunehmen (die Hitzetut ein Übriges), dem mag das Eiland wie eine Offenbarung erscheinen.
Und das soll Kunst sein? Nein, sondern ihr Gegenteil: eine Zusammenstellung des Artifiziellen, Synthetischen und Geschmacklosen. Wobei es Haas nicht einfach um das Hässliche geht (das wäre ja zu einfach), sondern um den puren Kitsch, um das Kunst-Surrogat. Genauer: Um das auf "Kunst" Abzielende und "Kunst" meilenweit Verfehlende.
Knallbunte Folien
Aber dann treffen im dritten Raum Kunst und Kitsch zusammen. Wohl jeder, der ein türkisches Geschäft besucht hat, ist schon einmal der Manavgat-Wasserfälle ansichtig geworden. Diese Wasserfälle schäumen in einem metallischen Breitwandrahmen in den allerpoppigsten Farben. Das Beste daran: Sie bewegen sich. Die Illusion der Bewegung wird durch Walzen erzeugt, die Licht- und Schattenmuster hinter den knallbunten Folien vorbeiziehen lassen. Klaus Haas hat solche Leuchtbildkästen erworben, den Mechanismus intakt gelassen, die Kitschfolien allerdings durch eigene, in den Formen meist abstrakte, in ihrer Farbgebung allerdings nicht weniger kitschig anmutende Folien ersetzt.
Das Ergebnis mutet an wie Sechziger-Jahre-Psychedelica mit Science-Fiction-Touch und einer kräftigen Dosis Bospurus. Da befinden sich rote Termiten auf dem Kriegszug durch die arabische Wüste, da wartet ein Telecom-Display neben einem Molikül auf einen Anrufer und klafft das Ozonloch als ultraviolette Satelitenaufnahme; und ewig zirpen elektrisch erzeugte Vogelstimmen dazu. Nebenbei: Selbst eine türkische Ausstellungsbesucherin vermochte die Schaukästen als zweckentfremdete Kitschobjekte ihrer Landsmänner zu identifizieren. Also doch kein Kitsch?
Plastisches Flimmern Aufregender als Nümbergs Hasen: Klaus Haas' Arbeiten bei Braunsberg
So, in unserer Nachbarstadt weit draußen im Osten tummeln sich 7000 Hasen auf dem Hauptmarkt? Im ersten Raum der Ausstellung "Crushed" in Fürth hängen 393 gleichartige Bilder von Klaus Haas, und die sind allemal spannender anzusehen. Denn diese quadratischen Bildchen sind zwar allesamt Serienprodukte und absolut gleichartig. Und doch sind sie es nicht; denn es sind plastische Flimmerbilder. Mehrere Folien liegen übereinander. Je nach Einfallswinkel und Lichtverhältnis entdeckt das Auge eine jeweils andere optische Schicht. Den Metamorphose-Effekt kann der Kinogänger zur Zeit am Werbeplakat für "Terminator 3" ausprobieren: Mal stiert uns Arnold Schwarzenegger an, mal die in jeder Hinsicht ansehnlichere Kristanna Loken, mal ein Roboterschädel.
Sieben Schichten
Haas aber, einer der profiliertesten Künstler im Großraum und einstiger Pfahler-Meisterschüler an der Akademie in Nürnberg, kombiniert in seinen Quadraten gleich sieben optische Schichten miteinander. Mal glaubt der Betrachter eine nächtliche Spielhölle zu erkennen, dann wieder irritieren ihn gelbe Farbstreifen und blaue Röhren, und auf einmal zieht ein flugzeugartiges Vehikel durchs Bild.
Warum aber kombiniert Haas so viele Schichten übereinander? Letztlich verhindert die Überzahl der optischen Angebote ein klares Erkennen, eine Auswahl. Dies aber, erklärt der Künstler, sei Absicht: Er "sampelt" optische Angebote und stellt sie so zusammen, dass sie sich gegenseitig behindern, nein verhindern.
So also schaut das Paradies aus?! Den ganzen Horizont vom Boden bis zur Kniehöhe füllt das 360-Grad-Panorama einer Unterwasserwelt. Sand, Wasserpflanzen, Steine und Algen. Bestimmte Einzelheiten kehren immer wieder, und schließlich merkt der Betrachter: Dies ist kein echtes Panorama, sondern die Serie eines Unterwasserbildes in ständiger Wiederholung. Bloß: Wo ist der Anfang, wo das Ende dieses Wasserwaldes? Auf dem Boden jenes Raumes rollen Murmeln und Schussern herum; doch in der Mitte erhebt sich eine lang gestreckte Insel. Ihr Strand leuchtet Weißer als Schnee, knallrote Bälle senden Leuchtsignale aus; lasziv wuchert der Farn, tropische Pflanzen öffnen ihre Blütenkelche, und im Unterholz räkeln sich en miniature wohlgeformte weibliche Exemplare der Spezies Homo sapiens sapiens.
Aber ach, es ist alles künstlich: Die Unterwasserwelt entpuppt sich als Tapete, mit der Fischfreunde die Rückwand ihrer Aquarien auskleiden, um Raumtiefe zu suggerieren. Der Sand der Insel besteht aus Kunststoffgranulat, die knallroten Bälle dienen Katzen zur Belustigung; die Pflanzen sind samt und sonders künstlich, und die Nackedeis eintstammen einem Comic-Shop, wo Fans der holden Weiblichkeit in Gestalt von Kunststoffartikeln frönen.
Ja. es ist alles künstlich, was Klaus Haas da zusammenkarrt. Aber in seiner geballten Künstlichkeit und Grellfarbigkeit so überwältigend, dass es beinahe wie eine Fata Morgana wirkt. Sicher, wer im Raum steht und quasi aus der Herrgottsperspektive herabblickt, kommt erst einmal ins Schmunzeln. Wer aber nicht davor zurückschreckt, sich bäuchlings auf den Boden zu legen und die Perspektive eines halb verdurstenden Schiffbrüchigen einzunehmen (die Hitzetut ein Übriges), dem mag das Eiland wie eine Offenbarung erscheinen.
Und das soll Kunst sein? Nein, sondern ihr Gegenteil: eine Zusammenstellung des Artifiziellen, Synthetischen und Geschmacklosen. Wobei es Haas nicht einfach um das Hässliche geht (das wäre ja zu einfach), sondern um den puren Kitsch, um das Kunst-Surrogat. Genauer: Um das auf "Kunst" Abzielende und "Kunst" meilenweit Verfehlende.
Knallbunte Folien
Aber dann treffen im dritten Raum Kunst und Kitsch zusammen. Wohl jeder, der ein türkisches Geschäft besucht hat, ist schon einmal der Manavgat-Wasserfälle ansichtig geworden. Diese Wasserfälle schäumen in einem metallischen Breitwandrahmen in den allerpoppigsten Farben. Das Beste daran: Sie bewegen sich. Die Illusion der Bewegung wird durch Walzen erzeugt, die Licht- und Schattenmuster hinter den knallbunten Folien vorbeiziehen lassen. Klaus Haas hat solche Leuchtbildkästen erworben, den Mechanismus intakt gelassen, die Kitschfolien allerdings durch eigene, in den Formen meist abstrakte, in ihrer Farbgebung allerdings nicht weniger kitschig anmutende Folien ersetzt.
Das Ergebnis mutet an wie Sechziger-Jahre-Psychedelica mit Science-Fiction-Touch und einer kräftigen Dosis Bospurus. Da befinden sich rote Termiten auf dem Kriegszug durch die arabische Wüste, da wartet ein Telecom-Display neben einem Molikül auf einen Anrufer und klafft das Ozonloch als ultraviolette Satelitenaufnahme; und ewig zirpen elektrisch erzeugte Vogelstimmen dazu. Nebenbei: Selbst eine türkische Ausstellungsbesucherin vermochte die Schaukästen als zweckentfremdete Kitschobjekte ihrer Landsmänner zu identifizieren. Also doch kein Kitsch?