marianne stüve
2009 Marianne Stüve. Umstürzende Säulen
ortart, Spenglerstraße 5, Nürnberg
ortart, Spenglerstraße 5, Nürnberg
Panoramafoto der Ausstellung in ortart 2009 (interaktivbild.de)
Günter Braunsberg: Some Lines in Space and Messages in a Bottle
in: Marianne Stüve: Woven Spaces, Aion Art Gallery, Vancouver, 2003/2004
(Restexemplare des englischsprachigen Katalogs sind noch für 5 Euro plus Porto erhältlich)
in: Marianne Stüve: Woven Spaces, Aion Art Gallery, Vancouver, 2003/2004
(Restexemplare des englischsprachigen Katalogs sind noch für 5 Euro plus Porto erhältlich)
Panorama: Milko Amorth, Aion Art Gallery 2004 (interaktivbild.de)
Some Lines in Space and Messages in a Bottle
Seit unvordenklichen Zeiten bilden Mensch und Kommunikation eine unauflösliche Einheit.
Auch Tiere kommunizieren. Sie signalisieren einander Gefahr oder Wohlbefinden und nutzen dabei ihre akustischen, optischen oder haptischen Möglichkeiten. Aber für uns Menschen ist die Kommunikation ein ganz besonders konstitutioneller Bestandteil unseres Seins. Nur durch den geistigen Austausch mit anderen entwickeln wir unsere individuelle Identität. Andererseits entsteht die Gesellschaft durch die kommunikative Verflechtung ihrer Einzelindividuen: ein immer problematischer, nie endender Prozess im Positiven (Geborgenheit und Glück) wie im Negativen (Streit und Krieg).
Marianne Stüve schafft Flechtwerke. Sie zeichnet Linien in den Raum, wölbt Gitter-Flächen zu Raum-Objekten (die manchmal auch „gegenständlich“ deutbar werden: Medusen, Flaschen), oder definiert vorhandene architektonische Räume durch Linien/Flächen/Objekte neu (Blaue Nacht, Nürnberg 2002). In ihrer aktuellsten, hier primär präsentierten Werkgruppe nutzt sie Fotografien ihrer dreidimensionalen Arbeiten um sie mit Hilfe digitaler Überarbeitung in zweidimensionale „Malerei“ zu überführen. Dadurch kehrt sie zu ihrem künstlerischen Ausgangspunkt zurück – aber mit neuen Techniken und weiterentwickelten Aussagen.
Marianne Stüve geht es nicht nur darum, aus Nylonfäden formal interessante Kunst-Objekte im Raum zu weben oder Bilder mit dem Computer zu „malen“. Viel mehr reflektiert ihre ganze künstlerische Arbeit auch das Verflochtensein ihrer Existenz mit der Existenz anderer Menschen. So entsteht ein exemplarisches Beispiel für das soziale und gesellschaftliche Netzwerk, in dem wir alle positioniert sind.
Die Werkgruppe der Flaschen (bottles) symbolisiert dies exemplarisch, wenn auch verschlüsselt. Vordergründig betrachtet umschließt ihr Flechtwerk lediglich einen leeren Raum, also ein „Nichts“. Hintergründig aber sind Flaschen Gefäße, in die etwas gefüllt werden soll: in der Primärnutzung grundsätzlich Flüssigkeiten – in der Sekundärnutzung durchaus auch „nur“ Gedanken (und somit „Alles“). Eine Flaschenpost (Message in a bottle) wird von ihrem Absender auf die Reise ins unbekannte Nirgendwo=Überall geschickt. Sender und Empfänger kennen einander nicht! Wird die Botschaft überhaupt einen Empfänger finden?
Welch eine Metapher für das Verhältnis zwischen Künstler und Betrachter! Jedes Kunstwerk ist ein Gefäß, dem der Künstler seine Gedanken anvertraute – aber auch ein Gefäß in das jeder Betrachter seine eigenen Gedanken legen kann. Der Künstler entlässt seine für ihn abgeschlossene Arbeit auf ihre Reise ins Unbekannte. Aber diese Reise kann erst dann vom bedeutungslosen Nirgendwo zum bedeutungsvollen Überall führen, wenn das Kunstwerk von einem Betrachter für sich entdeckt wird – wenn sich also die verschlossene Flasche wieder öffnet um die Nachricht des Künstlers freizugeben bzw. die Gedanken des Betrachters aufzunehmen. Erst dann wird aus dem „Nichts“ ein „Sein“.
Zusätzlich treten die Flaschen meist nicht als „Einzelindividuen“ auf, sondern gruppieren sich zu kleinen „Gesellschaften“, die nicht nur mit dem Betrachter, sondern auch untereinander zu kommunizieren scheinen. Im gegenseitigen Wechselspiel steigern sie sich gegenseitig im Ausdruck von Beweglichkeit, Leichtigkeit und Offenheit.
Diese drei Eigenschaften zeichnen auch Marianne Stüves Persönlichkeit aus – und sind in ganz individueller Weise gepaart mit Geradlinigkeit, Organisationstalent und Durchsetzungsvermögen. Ihr Weg zur Selbstdefinition als Künstlerin war dabei keineswegs von Anfang an vorgezeichnet. Beruflich ursprünglich als Fremdsprachenkorrespondentin für Italienisch und Französisch tätig, lebte sie später viele Jahre in Brasilien mit ihrem Mann, der dort beruflich engagiert war, und ihren beiden Söhnen. Brasilien wurde zur Schlüsselerfahrung. Dort lernte sie viele sehr kommunikative Menschen kennen. Dort studierte sie Kunst. Dort wurde sie zur Mitbegründerin von Ponte Cultura, deren brasilianisch-europäischen Künstleraustausch sie heute maßgeblich organisiert. Marianne Stüve fühlt sich selbst nach wie vor als brasilianisch-europäische Künstlerin. Die Kommunikation steht im Zentrum ihrer Aktivitäten. Das world-wide-web ist ihr Arbeitsgerät – die gewebten Räume ihrer „Messages in a Bottle“ ihr Symbol.
Seit unvordenklichen Zeiten bilden Mensch und Kommunikation eine unauflösliche Einheit.
Auch Tiere kommunizieren. Sie signalisieren einander Gefahr oder Wohlbefinden und nutzen dabei ihre akustischen, optischen oder haptischen Möglichkeiten. Aber für uns Menschen ist die Kommunikation ein ganz besonders konstitutioneller Bestandteil unseres Seins. Nur durch den geistigen Austausch mit anderen entwickeln wir unsere individuelle Identität. Andererseits entsteht die Gesellschaft durch die kommunikative Verflechtung ihrer Einzelindividuen: ein immer problematischer, nie endender Prozess im Positiven (Geborgenheit und Glück) wie im Negativen (Streit und Krieg).
Marianne Stüve schafft Flechtwerke. Sie zeichnet Linien in den Raum, wölbt Gitter-Flächen zu Raum-Objekten (die manchmal auch „gegenständlich“ deutbar werden: Medusen, Flaschen), oder definiert vorhandene architektonische Räume durch Linien/Flächen/Objekte neu (Blaue Nacht, Nürnberg 2002). In ihrer aktuellsten, hier primär präsentierten Werkgruppe nutzt sie Fotografien ihrer dreidimensionalen Arbeiten um sie mit Hilfe digitaler Überarbeitung in zweidimensionale „Malerei“ zu überführen. Dadurch kehrt sie zu ihrem künstlerischen Ausgangspunkt zurück – aber mit neuen Techniken und weiterentwickelten Aussagen.
Marianne Stüve geht es nicht nur darum, aus Nylonfäden formal interessante Kunst-Objekte im Raum zu weben oder Bilder mit dem Computer zu „malen“. Viel mehr reflektiert ihre ganze künstlerische Arbeit auch das Verflochtensein ihrer Existenz mit der Existenz anderer Menschen. So entsteht ein exemplarisches Beispiel für das soziale und gesellschaftliche Netzwerk, in dem wir alle positioniert sind.
Die Werkgruppe der Flaschen (bottles) symbolisiert dies exemplarisch, wenn auch verschlüsselt. Vordergründig betrachtet umschließt ihr Flechtwerk lediglich einen leeren Raum, also ein „Nichts“. Hintergründig aber sind Flaschen Gefäße, in die etwas gefüllt werden soll: in der Primärnutzung grundsätzlich Flüssigkeiten – in der Sekundärnutzung durchaus auch „nur“ Gedanken (und somit „Alles“). Eine Flaschenpost (Message in a bottle) wird von ihrem Absender auf die Reise ins unbekannte Nirgendwo=Überall geschickt. Sender und Empfänger kennen einander nicht! Wird die Botschaft überhaupt einen Empfänger finden?
Welch eine Metapher für das Verhältnis zwischen Künstler und Betrachter! Jedes Kunstwerk ist ein Gefäß, dem der Künstler seine Gedanken anvertraute – aber auch ein Gefäß in das jeder Betrachter seine eigenen Gedanken legen kann. Der Künstler entlässt seine für ihn abgeschlossene Arbeit auf ihre Reise ins Unbekannte. Aber diese Reise kann erst dann vom bedeutungslosen Nirgendwo zum bedeutungsvollen Überall führen, wenn das Kunstwerk von einem Betrachter für sich entdeckt wird – wenn sich also die verschlossene Flasche wieder öffnet um die Nachricht des Künstlers freizugeben bzw. die Gedanken des Betrachters aufzunehmen. Erst dann wird aus dem „Nichts“ ein „Sein“.
Zusätzlich treten die Flaschen meist nicht als „Einzelindividuen“ auf, sondern gruppieren sich zu kleinen „Gesellschaften“, die nicht nur mit dem Betrachter, sondern auch untereinander zu kommunizieren scheinen. Im gegenseitigen Wechselspiel steigern sie sich gegenseitig im Ausdruck von Beweglichkeit, Leichtigkeit und Offenheit.
Diese drei Eigenschaften zeichnen auch Marianne Stüves Persönlichkeit aus – und sind in ganz individueller Weise gepaart mit Geradlinigkeit, Organisationstalent und Durchsetzungsvermögen. Ihr Weg zur Selbstdefinition als Künstlerin war dabei keineswegs von Anfang an vorgezeichnet. Beruflich ursprünglich als Fremdsprachenkorrespondentin für Italienisch und Französisch tätig, lebte sie später viele Jahre in Brasilien mit ihrem Mann, der dort beruflich engagiert war, und ihren beiden Söhnen. Brasilien wurde zur Schlüsselerfahrung. Dort lernte sie viele sehr kommunikative Menschen kennen. Dort studierte sie Kunst. Dort wurde sie zur Mitbegründerin von Ponte Cultura, deren brasilianisch-europäischen Künstleraustausch sie heute maßgeblich organisiert. Marianne Stüve fühlt sich selbst nach wie vor als brasilianisch-europäische Künstlerin. Die Kommunikation steht im Zentrum ihrer Aktivitäten. Das world-wide-web ist ihr Arbeitsgerät – die gewebten Räume ihrer „Messages in a Bottle“ ihr Symbol.
Günter Braunsberg: Medusen
in: Marianne Stüve. Tanz der Medusen. Geflechte aus Nylonfäden
Kunsthaus Nürnberg, Galerie Barsikow Berlin, Schwabach 2001, unpaginiert
in: Marianne Stüve. Tanz der Medusen. Geflechte aus Nylonfäden
Kunsthaus Nürnberg, Galerie Barsikow Berlin, Schwabach 2001, unpaginiert
Tanz der Medusen S. 2: Medusen (Quallen)
glocken- oder schirmförmige, frei schwimmende, gallertartige Geschlechtstiere der Hydrozoa und Scyphozoa, oft im Generationswechsel (Metagenese) mit einer Polypengeneration.
S. 5: Linie, Fläche, Raum - ein Wechselspiel!
S. 6: schwebend, schwimmend?
S. 8: Augen?
S. 10: in Bewegung
S. 12: Ein Formgebilde? Ein Lebewesen?
S. 15: Schönheit? Bedrohung?
S. 16: Gefahr?
S. 18: Der tödliche Blick
S. 20: Der tödliche Blick der Medusa symbolisiert seit der Antike den Schock des extremsten Ekels, der uns sofort erstarren lässt! Bildet dazu nicht die Schönheit der schwebenden Formgebilde in Marianne Stüves Tanz der Medusen einen antithetischen Gegensatz?
S. 22/23: Die Künstlerin nützt Nylonfäden als Linien im Raum. Diese Linien können in einer dynamisch-gebündelten Pose des Hängens zum Symbol für belebte Natur werden; sie können aber auch die erstarrte Aktion des pfeilartig in den Raum Schießens verkörpern - oder sich im Geflecht zu einer Fläche zusammenfügen. Jede Fläche wiederum schafft Raum, sobald sie in einer Wölbung die Ebene verlässt. So entwickelt sich zwischen Linie, Fläche, Raum eine wechselseitige Beziehung, deren „naturwissenschaftlich“ definierte Räumlichkeit durch Licht und Schatten, Hell und Dunkel zum atmosphärisch wahrnehmbaren Umraum gesteigert wird. Gerade die Leerstellen des Flechtwerks ermöglichen dabei dem Betrachter ein ganz intensives Erlebnis des Davor und Dahinter. Form ohne Kompaktheit, Plastizität ohne Statik zeichnen die skulpturalen Qualitäten der Medusen-Installationen aus.
Aber Marianne Stüves Medusen sind nicht nur Formgebilde. Sie tragen auch Leben in sich. Assoziativ eröffnen sie uns andere Lebensräume: nicht nur die Welt des Wassers (die uns Landwesen - trotz aller Faszination - immer fremd bleibt); sondern auch die Welt der Fantasie (die das Materielle zum Immateriellen transzendiert).
Entstanden ist die Werkgruppe der Medusen durch die Auseinandersetzung mit den “aquas vivas“ der brasilianischen Künstlerin Coca Rodriguez, mit der Marianne Stüve seit langem in einem intensiven künstlerischen Dialog steht.
„Lebende Wasser“ sind für den Brasilianer diejenigen Lebewesen, die wir - weit geringschätziger - gewöhnlich Quallen nennen. Welche ganz andere Dimension der Wahrnehmung eröffnet sich aus der unterschiedlichen Benennung! Positive Impulse treten an die Stelle negativer Prägungen - und beide Dimensionen durchdringen sich schließlich im dritten Begriff: Medusen. Sie verbinden die Empfindung des Ekels mit der Wahrnehmung von Schönheit.
Auffallend ist, dass Coca Rodriguez' gallertartig wirkende, auf Sockeln lagernde skulpturale Objekte dabei eine ganz anders geartete ästhetische Ausstrahlung gewinnen, als die schwebenden Flechtobjekte von Marianne Stüve.
Letztere variierte außerdem in ihren beiden Fassungen der Installation Tanz der Medusen die Gesamtaussage. Im Kellergewölbe des Kunsthauses Nürnberg wurde die Installation von Projektionen „durchkreuzt“: aus dem Internet gewonnene Abbildungen von schwimmenden Quallen sowie schriftliche Informationen zum Stichwort „Medusen“. Im Kontext der Gruppenausstellung ArtWeb2000 wurde so verdeutlicht, wie heute das Internet (einschließlich der e-mail-Kommunikation mit Coca Rodriguez) zum wichtigen „Steinbruch“ bei der Ausformung künstlerischer Ideen werden kann! Dem widersprach nicht, dass andererseits das wechselnde Licht der Projektionen der skulpturalen Installation immer neue Wirkungen entlockte und so den Betrachter in den Bann zog (vgl. das Umschlagmotiv dieses Kataloges).
Die Inszenierung im Dachstuhl der Galerie Barsikow bei Berlin betonte hingegen die geheimnisvolle Wirkung des Hell-Dunkels und die Gefahr, die Teil der Schönheit ist: In die Installation der schwebenden Medusen war eine Gruppe von Nylonfäden integriert, an denen agressiv rote Rasierklingen montiert waren: Scharfe Klingen können Nylongeflechte zerschneiden! Die „Umarmung“ von Feuerquallen kann tödlich sein!
glocken- oder schirmförmige, frei schwimmende, gallertartige Geschlechtstiere der Hydrozoa und Scyphozoa, oft im Generationswechsel (Metagenese) mit einer Polypengeneration.
S. 5: Linie, Fläche, Raum - ein Wechselspiel!
S. 6: schwebend, schwimmend?
S. 8: Augen?
S. 10: in Bewegung
S. 12: Ein Formgebilde? Ein Lebewesen?
S. 15: Schönheit? Bedrohung?
S. 16: Gefahr?
S. 18: Der tödliche Blick
S. 20: Der tödliche Blick der Medusa symbolisiert seit der Antike den Schock des extremsten Ekels, der uns sofort erstarren lässt! Bildet dazu nicht die Schönheit der schwebenden Formgebilde in Marianne Stüves Tanz der Medusen einen antithetischen Gegensatz?
S. 22/23: Die Künstlerin nützt Nylonfäden als Linien im Raum. Diese Linien können in einer dynamisch-gebündelten Pose des Hängens zum Symbol für belebte Natur werden; sie können aber auch die erstarrte Aktion des pfeilartig in den Raum Schießens verkörpern - oder sich im Geflecht zu einer Fläche zusammenfügen. Jede Fläche wiederum schafft Raum, sobald sie in einer Wölbung die Ebene verlässt. So entwickelt sich zwischen Linie, Fläche, Raum eine wechselseitige Beziehung, deren „naturwissenschaftlich“ definierte Räumlichkeit durch Licht und Schatten, Hell und Dunkel zum atmosphärisch wahrnehmbaren Umraum gesteigert wird. Gerade die Leerstellen des Flechtwerks ermöglichen dabei dem Betrachter ein ganz intensives Erlebnis des Davor und Dahinter. Form ohne Kompaktheit, Plastizität ohne Statik zeichnen die skulpturalen Qualitäten der Medusen-Installationen aus.
Aber Marianne Stüves Medusen sind nicht nur Formgebilde. Sie tragen auch Leben in sich. Assoziativ eröffnen sie uns andere Lebensräume: nicht nur die Welt des Wassers (die uns Landwesen - trotz aller Faszination - immer fremd bleibt); sondern auch die Welt der Fantasie (die das Materielle zum Immateriellen transzendiert).
Entstanden ist die Werkgruppe der Medusen durch die Auseinandersetzung mit den “aquas vivas“ der brasilianischen Künstlerin Coca Rodriguez, mit der Marianne Stüve seit langem in einem intensiven künstlerischen Dialog steht.
„Lebende Wasser“ sind für den Brasilianer diejenigen Lebewesen, die wir - weit geringschätziger - gewöhnlich Quallen nennen. Welche ganz andere Dimension der Wahrnehmung eröffnet sich aus der unterschiedlichen Benennung! Positive Impulse treten an die Stelle negativer Prägungen - und beide Dimensionen durchdringen sich schließlich im dritten Begriff: Medusen. Sie verbinden die Empfindung des Ekels mit der Wahrnehmung von Schönheit.
Auffallend ist, dass Coca Rodriguez' gallertartig wirkende, auf Sockeln lagernde skulpturale Objekte dabei eine ganz anders geartete ästhetische Ausstrahlung gewinnen, als die schwebenden Flechtobjekte von Marianne Stüve.
Letztere variierte außerdem in ihren beiden Fassungen der Installation Tanz der Medusen die Gesamtaussage. Im Kellergewölbe des Kunsthauses Nürnberg wurde die Installation von Projektionen „durchkreuzt“: aus dem Internet gewonnene Abbildungen von schwimmenden Quallen sowie schriftliche Informationen zum Stichwort „Medusen“. Im Kontext der Gruppenausstellung ArtWeb2000 wurde so verdeutlicht, wie heute das Internet (einschließlich der e-mail-Kommunikation mit Coca Rodriguez) zum wichtigen „Steinbruch“ bei der Ausformung künstlerischer Ideen werden kann! Dem widersprach nicht, dass andererseits das wechselnde Licht der Projektionen der skulpturalen Installation immer neue Wirkungen entlockte und so den Betrachter in den Bann zog (vgl. das Umschlagmotiv dieses Kataloges).
Die Inszenierung im Dachstuhl der Galerie Barsikow bei Berlin betonte hingegen die geheimnisvolle Wirkung des Hell-Dunkels und die Gefahr, die Teil der Schönheit ist: In die Installation der schwebenden Medusen war eine Gruppe von Nylonfäden integriert, an denen agressiv rote Rasierklingen montiert waren: Scharfe Klingen können Nylongeflechte zerschneiden! Die „Umarmung“ von Feuerquallen kann tödlich sein!
Gruppenausstellungen
1999
No Caminho - unterwegs, Temple fd'Arpaillargues, Frankreich und FUNARTE São Paulo, Brasilien
1998
Kunst im Speicher, Schwabach
1995
Sticheleien, Kunstaktion auf dem Hauptmarkt in Nürnberg (mit Brenda Lee Baker und
Edith Derdyk)
1999
No Caminho - unterwegs, Temple fd'Arpaillargues, Frankreich und FUNARTE São Paulo, Brasilien
1998
Kunst im Speicher, Schwabach
1995
Sticheleien, Kunstaktion auf dem Hauptmarkt in Nürnberg (mit Brenda Lee Baker und
Edith Derdyk)