Selma Daffré
Selma Daffré
die Farben des Sertão
Von Europa aus betrachtet verbinden wir häufig mit Brasilien Vorstellungen wie Urwald, Amazonas, Wasserfülle. Aber Brasilien ist mehr! In diesem riesigen Land gibt es auch großflächige Landstriche mit ausgesprochener Wasserknappheit. Dies gilt vor allem für den Sertão, das spärlich besiedelte Innere des Landes, vor allem das hochgelegene Hinterland des Nordostens, das nördlich von Minas Gerais beginnt und sich über acht Bundesstaaten bis nach Ceará und Piaui erstreckt. Vor allem aber umfasst der Sertão das ganze Einzugsgebiet um den Rio São Francisco, wo die Handlung von Grande Sertão spielt, dem 1956 erschienenen literarischen Hauptwerk von João Guimarães Rosa.
„Aus der Kenntnis des Sertão, seiner Bewohner, der Sertanejos, erschafft Rosa literarisch die Sprache der Sertanejos, so dass sie in Struktur und Ausdrucksvielfalt mit der Gedankenwelt seiner Gestalten übereinstimmt. Sertão und Sprache des Sertanejos, seine mündlich überlieferte Kultur, über Jahrhunderte von den europäisch geprägten Städten der Küste abgeschlossen, stellen eine Einheit dar. Rosa geht auf den Ursprung der Worte zurück und holt damit Hintergründiges, durch die Umgangssprache Verschüttetgegangenes hervor. Sprache betrachtet er als Mittel, um die Eigentümlichkeit einer Region und seiner Bewohner sprachlich und thematisch zu erarbeiten, wodurch er den Ausdrucksreichtum des Brasilianischen erweitert.“ (Carlos Schünemann, Vortrag im Rahmen der Einzelausstellung von Selma Daffré, Stadtbibliothek Nürnberg, 1995)
Selma Daffrè bezieht sich in ihrer Grafik seit Jahrzehnten auf brasilianische Lyrik und Prosa. Grande Sertão bezeichnete sie als „ein Werk, mehr dazu geschaffen, um uns im Innersten über uns selbst klar zu werden, als irgend etwas erklären zu wollen“. Insbesondere in ihrer Farbwahl spürt die Künstlerin dem Charakter des Sertão nach, indem sie von jeder Druckplatte mehrere farblich differenzierte Einzelabzüge macht und schließlich die Druckplatte selbst als farbig gefasstes Relief in die jeweilige Werkgruppe integriert, die sie dann in einer Box zusammenfasst und in Ausstellungen gerne auch als haptisch wahrnehmbare Papier- und Holzarbeit präsentiert. Die auf Grande Sertão bezogenen Werkgruppen greifen in ihrer Farbwahl die Nuancen im Erscheinungsbild der Trockensteppe auf und ziehen vor allem dadurch den Betrachter in ihren Bann.
die Farben des Sertão
Von Europa aus betrachtet verbinden wir häufig mit Brasilien Vorstellungen wie Urwald, Amazonas, Wasserfülle. Aber Brasilien ist mehr! In diesem riesigen Land gibt es auch großflächige Landstriche mit ausgesprochener Wasserknappheit. Dies gilt vor allem für den Sertão, das spärlich besiedelte Innere des Landes, vor allem das hochgelegene Hinterland des Nordostens, das nördlich von Minas Gerais beginnt und sich über acht Bundesstaaten bis nach Ceará und Piaui erstreckt. Vor allem aber umfasst der Sertão das ganze Einzugsgebiet um den Rio São Francisco, wo die Handlung von Grande Sertão spielt, dem 1956 erschienenen literarischen Hauptwerk von João Guimarães Rosa.
„Aus der Kenntnis des Sertão, seiner Bewohner, der Sertanejos, erschafft Rosa literarisch die Sprache der Sertanejos, so dass sie in Struktur und Ausdrucksvielfalt mit der Gedankenwelt seiner Gestalten übereinstimmt. Sertão und Sprache des Sertanejos, seine mündlich überlieferte Kultur, über Jahrhunderte von den europäisch geprägten Städten der Küste abgeschlossen, stellen eine Einheit dar. Rosa geht auf den Ursprung der Worte zurück und holt damit Hintergründiges, durch die Umgangssprache Verschüttetgegangenes hervor. Sprache betrachtet er als Mittel, um die Eigentümlichkeit einer Region und seiner Bewohner sprachlich und thematisch zu erarbeiten, wodurch er den Ausdrucksreichtum des Brasilianischen erweitert.“ (Carlos Schünemann, Vortrag im Rahmen der Einzelausstellung von Selma Daffré, Stadtbibliothek Nürnberg, 1995)
Selma Daffrè bezieht sich in ihrer Grafik seit Jahrzehnten auf brasilianische Lyrik und Prosa. Grande Sertão bezeichnete sie als „ein Werk, mehr dazu geschaffen, um uns im Innersten über uns selbst klar zu werden, als irgend etwas erklären zu wollen“. Insbesondere in ihrer Farbwahl spürt die Künstlerin dem Charakter des Sertão nach, indem sie von jeder Druckplatte mehrere farblich differenzierte Einzelabzüge macht und schließlich die Druckplatte selbst als farbig gefasstes Relief in die jeweilige Werkgruppe integriert, die sie dann in einer Box zusammenfasst und in Ausstellungen gerne auch als haptisch wahrnehmbare Papier- und Holzarbeit präsentiert. Die auf Grande Sertão bezogenen Werkgruppen greifen in ihrer Farbwahl die Nuancen im Erscheinungsbild der Trockensteppe auf und ziehen vor allem dadurch den Betrachter in ihren Bann.