Stefan Balkenhol
Günter Braunsberg: Stephan Balkenhol. Mann mit schwarzer Hose und hellblauem Hemd, 1990
in: AUS DER SAMMLUNG. Skizze fünf, Kunsthalle Nürnberg 1991, S. 21
Mann mit schwarzer Hose und hellblauem Hemd, 1990
in: AUS DER SAMMLUNG. Skizze fünf, Kunsthalle Nürnberg 1991, S. 21
Mann mit schwarzer Hose und hellblauem Hemd, 1990
Pappelholz, farbig gefasst, 246x48x30 cm
Geschenk des Lions Club Nürnberg an die Initiative Museum 20. Jahrhundert e.V., 1991 Dauerleihgabe im Neuen Museum Nürnberg Was hat er gemacht, der Stephan Balkenhol? Haben ihn die Arbeiten (Objekte) eines Carl Andre oder meine Arbeit gelangweilt? Oder hat er das Bild vom Menschen gemacht, weil die meisten Menschen das auch heute noch lieber als Kunst sehen wollen und er auch? Diese Fragen stellte Ulrich Rückriem, in dessen Bildhauerklasse Stephan Balkenhol von 1976 bis 1982 studierte. Ihnen soll am Beispiel unseres Werkes nachgespürt werden. Auf einem schlanken Podest (handwerklich verarbeitetes Holz als Leiste und Brett) steht die aus Holz gehauene Skulptur eines Mannes. Obwohl Abbild eines Mitmenschen, verwehrt sie dem Betrachter die illusionistische Begegnung und Identifikation. Die Gründe liegen zum einen im Verzicht auf die Lebensgröße, zum anderen in der nicht vom menschlichen Vorbild, sondern vom Material Holz abhängigen Oberflächenstruktur und außerdem im Einsatz der Farbe, die nie illusionistisch, malerisch auftritt, sondern im Dienste der Skulptur den plastischen Ausdruck steigert oder mildert. So schließt die dunkle Hose den unteren Bereich des Bildwerks zu einer mächtigen Form zusammen. Helle, bläuliche Farbe zergliedert hingegen, gesteigert durch ihre brüchige Auftragsweise, das Hemd in knittrige, schuppige Faltungen. Im Gegensatz zur farblich charakterisierenden Bezeichnung von Kleidung, Haar, Mund und Auge bleiben die Hautpartien ungetönt. Ihre Lebendigkeit verdanken sie dem natürlichen Farbton des Pappelholzes. |
Trotz der freien Verwendung von Farbe und Material prägt das menschliche Vorbild sein künstlerisches Abbild. Balkenhols Kunst scheint sich deshalb auf den ersten Blick gegen die Moderne und ihre sowohl in formaler wie geistiger Hinsicht abstrakte Zielrichtung zu wenden. Aber trotz dieses vordergründigen Anachronismuses bewahren Balkenhols Skulpturen ihre Autonomie. Kritik genauso wie anekdotische Schilderung liegen dem Künstler fern. Er schildert seine Zeitgenossen, ja Generationsgenossen. Dank ihrer verhaltenen Gesten und ihres überzeitlichen Ausdrucks umschließen seine Skulpturen vergangene, gegenwärtige und künftige Menschenbilder.
Emotionen sind nicht Balkenhols Thema. ln seinem künstlerischen Tun ist er weit davon entfernt, formale Deformationen und zerklüftete Oberflächen als Spuren emotionsgeladener Aktion zu hinterlassen. Seine ungetilgten Werkzeugspuren lassen das Holz als Holz wirken. Die Kraft des Materials verleiht der Skulptur Energie. Hier rückt Balkenhol wieder ganz in die Nähe Rückriems, der seine oben zitierten Bemerkungen folgendermaßen beendete:
lch glaube an die jungen, wartenden Menschenbilder und warte auf die nächsten.
Emotionen sind nicht Balkenhols Thema. ln seinem künstlerischen Tun ist er weit davon entfernt, formale Deformationen und zerklüftete Oberflächen als Spuren emotionsgeladener Aktion zu hinterlassen. Seine ungetilgten Werkzeugspuren lassen das Holz als Holz wirken. Die Kraft des Materials verleiht der Skulptur Energie. Hier rückt Balkenhol wieder ganz in die Nähe Rückriems, der seine oben zitierten Bemerkungen folgendermaßen beendete:
lch glaube an die jungen, wartenden Menschenbilder und warte auf die nächsten.